1.2015 17 V or dem Hintergrund einer dro-henden Superabgabe entscheiden sich viele Milchviehbetriebe dafür, überschüssige Vollmilch an die Kälber zu vertränken. Damit diese Art der Auf-zucht gelingt, sollten einige Punkte be-achtet werden. Das Kasein der Vollmilch gerinnt im Labmagen ab etwa 35 Grad Celsius. In der rationierten Aufzucht mit fünf bis sechs Litern am Tag muss die Trinktemperatur also darüber liegen, da die Trinkgeschwindigkeit der Kälber hoch ist. In der intensiven Aufzucht mit hohen Tränkemengen von zehn bis zwölf Litern pro Tag ist die Temperatur der Tränke we-niger von Bedeutung, da die Kälber lang-sam trinken.Der Energiegehalt der Vollmilch liegt bei knapp drei Megajoule Umsetzbare Ener-gie (MJ ME) pro Liter. Der Energiebedarf eines jungen Kalbes für Erhaltung und einer Tageszunahme von etwa 500 Gramm liegt in einem milden Winter bei etwa 20 MJ ME. Bei dieser Temperatur reichen sieben Liter, wird es kälter, muss die Tränkemenge weiter angehoben wer-den. Der hohe Fettgehalt der Vollmilch kann in einzelnen Betrieben zu Durch-fallproblemen führen. Vor diesem Hin-tergrund ist auf intakte Nuckel bei der Fütterung zu achten, da die Fettverdau-ung mit der Einspeichelung der Tränke im Maul beginnt. Die Versorgung mit Eiweiß und Mineralstoffen ist immer gesichert, wenn das Kalb durch die Vollmilch ener-getisch gut versorgt ist. Betrachtet man in der Gruppe der Vita-mine einmal stellvertretend das Vitamin A, so wird in der Literatur für ein 50 kg schweres, gesundes Kalb ein Bedarf von 12.000 bis 15.000 Internationale Ein-heiten (I.E.) pro Tag angegeben. In der Vollmilch geht man pro Liter von etwa 1.000 I.E. aus. Daraus ergibt sich ein Be-darf von 12 bis 15 Liter pro Tag, um den Vitamin-A-Bedarf zu sichern. In der Gruppe der Spurenelemente ist vor allem das Eisen zu nennen. Dieses Spurenele-ment ist das Zentralatom im Hämoglobin, welches in den roten Blutkörperchen den Sauerstoff bindet. Ein latenter Eisenman-gel führt bereits zu einer Schwächung des Immunsystems, ein akuter Mangel führt zu einem Sauerstoffmangel im Blut der Kälber. Die Folge ist ein gehäuftes Auftreten von Bronchitiden und Enteri-tiden. Der Gehalt an Eisen in der Vollmilch wird von der Wissenschaft mit etwa 0,5 Milligramm pro Liter angegeben. Der Bedarf junger Kälber wird mit mindes-tens 100 Milligramm beschrieben. Es ist also bei reiner Vollfütterung nicht mög-lich, ein Kalb ausreichend mit Eisen zu versorgen. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich der Ergänzer Combimilk Ideal in einer Menge von 100 bis 150 Gramm pro Tier und Tag. Neben organisch gebundenen Spurenelementen und Vitaminen ent-hält Combimilk Ideal auch eine Grund-ausstattung an Säure zur Durchfallpro-phylaxe. Auch ein gesundes Euter stößt regelmäßig Körperzellen über die Milch ab. Der Anteil dieser somatischen Zel-len liegt in der Regel unter 100.000 pro Milliliter Milch. Nun gibt es allerdings viele Faktoren, die den Anteil der soma-tischen Zellen negativ beeinflussen, ohne dass es zu einer Entzündung im Euter kommt. Da es sich bei einem erhöhten Gehalt an somatischen Zellen in der Re-gel nicht um ein akutes Krankheitsge-schehen handelt, kann diese Milch ohne Bedenken an Kälber verfüttert werden. Von einer akuten Euterentzündung ist dann auszugehen, wenn die Zellzahl plötzlich übermäßig hoch ansteigt. Die-se Milch sollte entsorgt werden. Immer wieder diskutieren Fachleute kontrovers die Möglichkeit, dass sich infektiöse Er-reger der Mastitis, speziell der Staphylo-coccus aureus, durch die Verabreichung von kontaminierter Milch im Bestand verbreiten und erhalten. Es ist nach wie vor nicht erwiesen, dass sich diese Eutererreger über die Verabreichung der Hemmstoffmilch im juvenilen Euter-gewebe der Kälber einnisten und dort verkapselt einen langen Zeitraum über-dauern können. Im Gegensatz zu der möglichen Übertragbarkeit der Mastitis- erreger ist die mögliche Resistenzbildung nach der Verabreichung hemmstoffhalti-ger Milch allerdings sehr wohl bekannt und von der Wissenschaft belegt. Die an Mastitis erkrankten Euter befinden sich häufig noch in der antibiotischen Behand-lung oder in der nachtherapeutischen Wartezeit. Schon geringste Mengen an diesen pharmakologisch wirksamen Substanzen provozieren eine Resistenz im Körper, die das Kalb für den Rest seines Lebens begleiten wird. Aus diesem Grunde ist davon abzuraten, hemmstoffhaltige Milch an die Kälber zu verfüttern. Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es bei Klaus Bürsken, Tel. 0172 . 5306363, klaus.buersken@agravis.de oder unter der kostenlosen Hotline, Tel. 0800 . 682-1133.Intensive und ausgewogene Versorgung sicherstellen Vollmilch in der Kälberaufzucht sinnvoll ergänzen Futtermittel Kälber haben einen hohen Bedarf an Nährstoffen, Mineralstoffen und Spuren-elementen, der über die Vollmilch nicht vollständig gedeckt werden kann.