20 4.2015 Futtermittel I st die Rede von Durchfall, handelt es sich zunächst erstmal um ein Symptom. Dabei geht es um dünnflüssigen Kot – eine Veränderung, die nicht immer eine medikamentöse Behandlung mit sich bringen muss. Unangenehmer Geruch, anhaltend wässerige Konsistenz sowie Blut im Kot sind Anzeichen für Durchfall, der behandelt werden muss. Bis zu 80 Prozent der krankheitsbedingten Durch-fälle sind durch konsequente Maßnah-men in der Kälberhaltung zu vermeiden. Wer sein Biestmilchmanagement ein-mal kritisch hinterfragen möchte, bittet seinen Tierarzt, mit Hilfe eines Refrakto-meters die Versorgung der Kälber nach der Geburt zu überprüfen. Der anzu-strebende Proteingehalt im Blut sollte über 55 Gramm pro Liter liegen. Alle Informationen zusammengefasst erge-ben folgende Formel: „100 Prozent Ver-sorgung = vier Liter Biestmilch in den ersten zwei bis vier Lebensstunden“. Es gilt daher die Empfehlung: Wenn das Kalb nicht freiwillig trinkt, sollte sofort nur einmal gedrencht werden. Für den Fall, dass nicht genug Biestmilch in gu-ter Qualität vorliegt, können Immunglo-buline, Vitamine und Eisen mit der Paste Miravit Oramun Plus ergänzt werden.Jeder Durchfallerreger gelangt als Fäkal- infektion in das Kalb. Oberstes Gebot ist es also, das Neugeborene vor Kotresten und Schmutz zu bewahren. Das beginnt mit dem Waschen der Hände während der Geburtshilfe, der Reinigung des Eu-ters vor dem ersten Melken und endet mit einer systematischen Reinigung und Desinfektion der Kälberställe. Ein Ab-spritzen der Kälberhütten oder Iglus aus-schließlich mit einem kalten Hochdruck-reiniger reicht nicht aus, der Fettfilm wird nicht gelöst. Ein alkalisches Reinigungs-mittel wie etwa Desintec StallClean Basis ist zwingend notwendig. Bei der Auswahl des Desinfektionsmittels muss darauf geachtet werden, dass dieses in der Desinfektionsmittelliste der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft ge-listet ist. Ein Beispiel ist Desintec Fl-des Allround, welches gegen alle Erreger-gruppen eingesetzt werden kann. Wei-ter gilt, dass Infektionsabwehr, Zuwachs und Erhaltung Energie kosten. Sechs Liter Vollmilch pro Tag decken den Be-darf eines 50 Kilogramm schweren Kal-bes bei einer Außentemperatur von fünf Grad Celsius für nur 400 Gramm Tageszunahmen bei einem geringen In-fektionsdruck. Fällt die Umgebungstem-peratur auf minus fünf Grad Celsius, benötigt das Kalb zusätzlich 1,5 Liter Milch, um die Körpertemperatur zu hal-ten. Bei einem hohen Infektionsdruck beansprucht die Immunabwehr etwa ein Drittel der täglichen Energiemenge. Bei einer extensiven Energieversorgung kann das Kalb also entweder wachsen oder sich gegen Erreger wehren – beides geht nicht. In diesem Zusammenhang muss er-wähnt werden, dass die Energie aus Fest-futter in den ersten drei bis vier Wochen zu vernachlässigen ist. Es empfiehlt sich daher, die Kälber in der ersten Lebenswoche einfach trinken zu lassen und die Milch nicht zu rationie-ren. Der Nuckeleimer bleibt vor der Box hängen. In der zweiten und dritten Le-benswoche kann die Milch auf fünf bis sechs Liter pro Mahlzeit begrenzt wer-den. In der vierten Lebenswoche wird mit dem Abtränken über einen Zeitraum von rund 50 Tagen begonnen. Die Kälber dürfen nicht zu früh in die Gruppe umge-stallt werden. Für die intensive Aufzucht eignet sich Vollmilch plus Ergänzer (CombiMilk Ideal) oder ein Milchaustau-scher guter Qualität, zum Beispiel Combi-Milk Galant mit 40 Prozent Magermilch-pulver, ohne pflanzliche Proteine, leicht angesäuert.An Durchfall erkrankte Kälber verlieren in hohem Maße Flüssigkeit, Elek-trolyte, Puffersubstanzen und Energie. Puffersubstanzen sind für die Aufrecht-erhaltung des physiologischen Blut-pH-Wertes sehr wichtig. Durch den Verlust von Puffersubstanzen sinkt der pH-Wert im Blut, eine Acidose entsteht. Häufig ist diese mit Trinkunlust verbunden. In der Praxis hat sich die Gabe von Natriumbi-carbonat bewährt. Im Miravit-Programm wird Natriumbicarbonat in Form einer Kapsel, Miravit BufferPill angeboten. Die Eingabe sollte bereits bei den ersten An-zeichen von Durchfall erfolgen, um die Entstehung einer Acidose zu verhindern. Auch in Stresssituationen hat sich die Ein-gabe von Natriumbicarbonat als positiv erwiesen.Weitere Tipps zur Kälberaufzucht gibt es bei AGRAVIS-Produkmanager Klaus Bürsken, Tel. 0172 . 5306363, klaus.buersken@agravis.de.Tipps für die Kälberhaltung Durchfallerkrankungen deutlich reduzieren Nicht jeder Durchfall bei Kälbern muss zwingend medikamentös behandelt werden. Manchmal helfen auch ganz einfache Maßnahmen.Hinweis: Biozide vorsichtig verwenden. Vor Gebrauch stets Kennzeichnung und Produktinformation lesen.