Nachhaltigkeitsbericht 2014 . 2015 64 Aus Nachhaltigkeitsperspektive ist das AGRAVIS-Konzept der Biogasanlage Dorsten in vielerlei Hinsicht als po-sitiv einzuschätzen. Zum einen weil der Nährstoffproblematik in intensiven Tierhaltungsregionen und den damit verbundenen ökologischen Herausforderungen begegnet wird. Zum anderen aber auch weil der natürliche Nähr-stoffkreislauf so trotz der fortschreitenden Spezialisierung und Intensivierung landwirtschaftlicher Betriebe wieder geschlossen werden kann, und zwar indem organische Überreste der Tierproduktion als wertvolle Düngemateri-alien in Ackerbauregionen, aber auch zur Energieerzeugung eingesetzt werden. Hinzu kommt die Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe durch umfassendes fachliches Know-how sowie die administrative Entlastung im Rahmen der Übernahme von Dokumentationspflichten für die Wirtschaftsdüngernachweisverordnung. Zu gut für die Tonne Die Menge ist unvorstellbar groß: Weltweit werden laut der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) jährlich zirka 1,3 Mrd. Tonnen Lebensmittel verschwendet. Deutschland ist dabei keine Ausnahme: Hier-zulande landen mehr als 18 Mio. Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Das ist fast ein Drittel des Nahrungsmittelver-brauchs in Deutschland (54,5 Mio. Tonnen). Im Schnitt wirft jeder Deutsche 82 Kilogramm Lebensmittel weg. Es sind zwar meistens die Privatverbraucher, die beispielsweise zu viel gekaufte oder gekochte Ware, in Kühlschrank und Vorratskammer vergessene Lebensmittel und Speisereste entsorgen. Dazu kommen Verluste von Lebensmit-teln, die bei der Produktion, in der Nacherntephase, in der Gastronomie und im Handel sowie bei Transport, Verar-beitung und Lagerung anfallen. Im krassen Gegensatz dazu steht die Zahl der unterversorgten Menschen, die sich auf rund 870 Mio. weltweit beziffern lässt.Der Lebensmittelverschwendung mit guten Konzepten zu begegnen, ist eine große Herausforderung für die Welt-gemeinschaft und die Wirtschaft. Und es ist nicht die einzige: Das rasante Bevölkerungswachstum wird im Jahr 2050 für rund 9 Mrd. Menschen sorgen, die ernährt werden müssen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen heißt dies, dass die landwirtschaftliche Erzeugung weltweit um zwei Drittel erhöht werden muss. Zum einen werden also Ertragszuwächse pro Hektar landwirtschaftlich bebauter Fläche benötigt. Zum anderen sollte die weltweit produzierte Nahrung allerdings auch überall ankommen. Die Verteilung von Lebensmitteln ist also eine weitere Herausforderung. Aber auch die Vermeidung von Verschwendung ist ein zentraler Ansatzpunkt.Die Wirtschaft kann dazu beitragen, nachhaltige Konzepte zu entwickeln, um sinnvolle Kreisläufe der Wieder- oder Weiterverwertung zu schaffen. Beispielsweise durch den vermehrten Einsatz sogenannter Nach- und Nebenpro-dukte in der Futtermittelproduktion. Bei der AGRAVIS Raiffeisen AG ist dieses gelebte Praxis. Nach- und Nebenprodukte entstehen in vielen Produktionsprozessen von Lebensmitteln. Diese werden in der Her-stellung von Futtermitteln nachhaltig wieder eingesetzt. Qualität und Sicherheit sind dabei von entscheidender Bedeutung, denn sie haben einen wichtigen Einfluss auf die Qualität der erzeugten Lebensmittel. Wichtige Vor-aussetzung ist der Einsatz hochwertiger Produkte wie den Rohkomponenten aus der Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft.Die AGRAVIS verwendet Nach- und Nebenprodukte wie Weizenkleie, Schlempe oder Dinkelspelzen, die bei der Verarbeitung von Getreidekörnern anfallen. Kakaoschalen, Soja- oder Rapsschrot aus Ölsaaten und Ölfrüchten wer-den ebenfalls weiterverwendet. Auch Molke aus der Verwertung von Milcherzeugnissen oder Kartoffelpresspülpe finden weitere Verwendung. Altbrot und Kekse werden ebenso im Sinne des konsequenten Nachhaltigkeitsgedan-kens für die Futtermittelproduktion eingesetzt. Die Weiterverwendung von hochwertigen Nach- und Nebenprodukten hat noch einen weiteren positiven Effekt. In jedem Lebensmittel stecken wertvolle Ressourcen: Wasser, Rohstoffe, Energie, Arbeitskraft. Wenn Nahrungsmittel verschwendet werden, war dieser Ressourcenaufwand, der letztendlich auch Emissionen erzeugt, umsonst. Im Kreislauf der Weiterverarbeitung wäre diese aufgewendete Energie also ebenfalls sinnvoll eingesetzt.2015 Handlungsfelder . Unternehmerische Rahmenbedingungen